Foto: Thomas Tanzyna
PORTRÄT: DANIEL LEISEGANG


Preisträger des Alternativen Medienpreises 2016
Kategorie Medienkritik

Beitrag: „Facebook rettet die Welt“ (Blätter für deutsche und internationale Politik 3/2016)

Daniel Leisegang wurde in 1978 in Unna geboren und studierte Politikwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt. Aktuell arbeitet er als Redakteur für die Fachzeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“.

Laudatio

3 FRAGEN AN...

Warum haben Sie sich beim Alternativen Medienpreis beworben?
Der Alternative Medienpreis zeichnet Beiträge aus, die sich abseits des Mainstreams kritische und unkonventionell mit gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigen. Für meinen Artikel zu Facebooks digitalem Kolonialismus erhielt ich viel positive Resonanz. Ein Kollege empfahl mir dann, mich mit dem Artikel dann einfach mal zu bewerben, was ich dann auch tat.

Was ist Ihre Motivation für Ihre Arbeit?
In meinen Beiträgen beschäftige ich mich vor allem mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen, die sich aus technologischen Entwicklungen ergeben. So hat sich beispielsweise das Internet nicht – wie auch von mir erhofft – zu einer offenen, demokratischen Digitalagora entwickelt. Vielmehr scheinen sich die düsteren Prognosen zu bestätigen: Weltweit werden die Internetnutzer überwacht – und zwar von Großunternehmen und Staaten gleichermaßen. Die hochbrisanten politischen Folgen, die sich daraus ergeben, gerade auch für die Demokratie selbst, faszinieren mich.
Hinzu kommt, dass die technologischen Entwicklungen nicht immer leicht zu erklären sind. Komplexe Vorgänge anschaulich darzustellen, sehe ich aber als Teil meiner Arbeit. Nur dann ist es auch möglich, die grassierende Technikgläubigkeit zu erschüttern. Tatsächlich erinnern mich die derzeitigen Debatten an die 70er und 80er Jahre, als viele vom Segen der strahlenden Atomkraft überzeugt waren. Am Ende musste es erst zu Katastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima kommen, damit das gesellschaftliche Risikobewusstsein geschärft und ein politischer Wandel eingeleitet wurde. Wenn ich heute mit Fortschrittsoptimisten spreche, beispielsweise über vollautonome Fahrzeuge auf unseren Straßen oder über künstliche Intelligenz, dann werden die immensen Risiken zumeist ausgeblendet. Als Gesellschaft müssen wir aber über die buchstäblich existentiellen ethischen und politischen Fragen sprechen, die diese Technologien aufwerfen.

Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem Alternativen Medienpreis?
Ich wünsche mir eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, welche Folgen neue Technologien auf unsere Medienwelt, die politische Öffentlichkeit, unsere Grundrechte und das soziale Miteinander haben. Konzerne wie Facebook, Apple oder Google präsentieren sich allzu gerne als Heilsbringer, die gesellschaftliche Probleme nicht mithilfe politischer Ansätze, sondern mittels technischen Fortschritts lösen wollen. Ich halte das für eine gefährliche Annahme, weil sie im Kern antidemokratisch ist. Die Auszeichnung mit dem Alternativen Medienpreis sehe ich in diesem Sinne als Anerkennung und Unterstützung meiner journalistischen Arbeit.

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